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Experteninterview: Schulabschluss und Ausbildungsbeginn - eine herausfordernde Zeit für Ihr Kind

Den Druck herausnehmen

Die Zeit zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn ist für viele Jugendliche emotional herausfordernd. Arnd Ridder, Schulpsychologe am Schulpsychologischen Beratungszentrum Speyer, erklärt, was Jugendliche in dieser Phase belastet.

Porträtbild von Arnd Ridder

Foto: Privat

Arnd Ridder:

Schulpsychologe

planet-beruf.de: Welche Probleme haben Jugendliche möglicherweise in der Phase zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn?

Arnd Ridder: Aus psychologischer Sicht gibt es im Leben immer wieder Entwicklungsaufgaben. Der Wechsel von der Schule zum Beruf ist eine davon. Viele wichtige Prüfungen stehen an, die Entscheidung für einen Beruf muss getroffen werden. Bewerbungen und die Ausbildungsplatzsuche sind Neuland und kosten Nerven, auch der Umgang mit Absagen bedeutet Stress. Wenn dies alles nicht so gut gelingt, kann das leicht zu einer Krise führen.

"Jugendliche spüren sowohl von außen als auch von innen Druck, der sie gefühlsmäßig überfordert."

(Arnd Ridder)

planet-beruf.de: Stichwort Stress - ist er die Ursache all dieser Probleme?

Arnd Ridder: Genau. Die Jugendlichen müssen in der Berufswahlphase - für sie ins Blaue hinein - eine Entscheidung treffen, die ihnen als höchst bedeutsam vermittelt wird. Dadurch spüren sie sowohl von außen als auch von innen Druck, der sie gefühlsmäßig überfordert. Äußerer Druck kann zum Beispiel auch von den Eltern kommen.

planet-beruf.de: Wie sollten Eltern reagieren, wenn sie den Stress ihres Kindes erkennen?

Arnd Ridder: Wichtig ist, dass Eltern die Gefühle ihrer Kinder in dieser Zeit anerkennen. Man kann das gerne als Frage formulieren: "Ich habe den Eindruck, dass du gerade voll im Stress bist - stimmt das?" (oder "irgendwie traurig" oder "verärgert" oder…). Das kann den Jugendlichen helfen, sich ihres Problems bewusst zu werden. Wenn ihr Kind gerade aufgebracht ist, empfehle ich Geduld. Erst einmal "abkühlen" lassen und erst dann miteinander reden. Wenn man mit wütenden oder gestressten Jugendlichen über das letzte Praktikum, über Interessen oder Noten spricht, dann bringt das sicher nichts.

planet-beruf.de: Wie können Eltern ihr Kind in dieser herausfordernden Zeit am besten unterstützen?

Arnd Ridder: Ich rate Eltern immer, auch hinter die Kulissen zu gucken. Auch eine "Null-Bock"-Haltung kann eine Maskierung für Ängste sein: Jugendliche geben sich cool, damit nicht aufgedeckt wird, dass sie überfordert sind oder Angst haben. Auch hier gilt: Einen Schritt zurück gehen, nicht über das Desinteresse schimpfen, sondern in Ruhe mit dem Nachwuchs auf positive Dinge zu sprechen kommen. Viele Jugendliche wissen nicht, wo ihre Stärken liegen. Eltern kennen ihre Kinder am besten und können auf die Dinge hinweisen, die ihr Kind gut kann, um es zu ermutigen.

Ein weiterer Tipp: Machen Sie die Bedeutung der Berufswahl kleiner! Wenn die Berufswahl als die wichtigste Entscheidung im Leben des Jugendlichen erscheint, wer will die denn gerne treffen? Sie können auch sagen: "Das ist jetzt erst einmal eine Entscheidung für die nächsten drei Jahre, du kannst immer noch etwas Anderes machen, wenn es dir nicht gefällt." Das nimmt schon etwas den Druck heraus.

planet-beruf.de: Wo können überforderte Jugendliche und ihre Eltern sich Unterstützung holen?

Arnd Ridder: Jugendliche erhalten jede Menge wichtiger Informationen zum Thema Berufswahl bei den Jugendberufsagenturen oder bei der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit. Bei Problemen können sie sich zunächst direkt an die sogenannten Vertrauenslehrer/innen oder an die Schulsozialarbeiter/innen wenden. Folgende Online-Angebote kann ich bei Krisenfällen empfehlen: Die "Nummer gegen Kummer", die "JugendNotmail" oder den "KrisenChat".

Eltern können sich bei Problemen an Erziehungs- oder Familienberatungsstellen wenden. Auch beim Jugendamt kann man nachfragen und es als Informationsquelle nutzen. Es gibt außerdem bei der "Nummer gegen Kummer" auch das Angebot eines Elterntelefons.

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